Herzlich Willkommen liebe Besucherin, herzlich Willkommen lieber Besucher,
auf der Homepage der Elternselbsthilfe Zollernalbkreis für suchtgefährdete und suchtkranke Töchter und Söhne in Balingen. Unser Einzugsgebiet umfasst den kompletten Zollernalbkreis. Aber auch die Randgemeinden und Städten aus den Landkreisen Tübingen, Rottweil, Horb und Freudenstadt sind uns herzlich willkommen.
Unsere Elternselbsthilfe befasst sich mit Suchtkrankheiten wie Alkoholsucht, Drogensucht, Medikamentensucht, Spielsucht, Internetsucht, und vieles mehr. Es geht aber hauptsächlich um die Eltern, Angehörigen, Partner oder Geschwister von Süchtigen oder Suchtgefährdeten, die Hilfe in ihrer verzweifelten Lage suchen und eventuell Anzeichen einer Art von "Co-Abhängigkeit" zeigen. Das Kiffen, Drogen nehmen oder der Missbrauch von Alkohol sowie das übertriebene Glücks- oder Computerspiel usw. verändern unsere Kinder bzw. Angehörige oder Partner, so dass ein normales Auskommen nicht mehr möglich ist. Hier setzen wir mit unserer Unterstützung bzw. Hilfe an.
Bemerken Sie Veränderungen an Ihrem Kind oder Partner?
Häufig bemerken Eltern, dass sich ihr Kind sich negativ verändert. Schon das kann ein Zeichen dafür sein, dass sich Ihr Kind in einer Situation befindet, die längerfristig gesehen zu einer Suchtproblematik führen kann. Ebenso ist es auch beim Partner. Sie erkennen dies an folgendem Verhalten:
- Schule, Ausbildung, Beruf oder der Verein werden vernachlässigt.
- Es/er gibt alte Freundschaften und Hobbys auf.
- Es/er zieht sich vor Familienmitgliedern zurück.
- Es/er ist achtlos im Bezug auf Körperpflege.
- Es/er verändert das Schlafverhalten; in der Nacht wach und schläft tagsüber.
- Versprechungen werden nicht eingehalten.
- An allem was schiefgeht sind andere Schuld.
- Es kommt häufig zu plötzlichen Stimmungsschwankungen und Wutausbrüchen.
- Es hat rote oder glasige Augen mit großen Puppillen.
- Es hat neue "Kumpels" die sich auffällig verhalten bzw. dubios erscheinen.
Dann schauen Sie nicht weg oder schlimmer noch, schieben Sie es nicht auf die Pubertät! Gerade wenn sich das Kind in der Pubertät (besondere Lebensphase, in der sich Kinder zu jungen Erwachsenen entwickeln) befindet, hat die wichtigste Phase der Entwicklung des Gehirnes begonnen und sollte nicht durch äußere Mittel wie Drogen, Alkohol, falsche Medikamente usw. gestört werden.
Deshalb ist es gerade an der Stelle so wichtig sich Hilfe zu holen. Denn, wenn man es auf die Pubertät schiebt lässt man wichtige Zeit verstreichen, in der es möglich wäre Ihrem Kind oder Partner zu helfen, und das Kind bzw. der Partner konsumiert in der unnötigen "Wartezeit" zuviel Suchtmittel und wird hochgradig Abhängig.
Außerdem müssen Jugendliche eine Fülle von Entwicklungsaufgaben leisten. Manches ist mit Misserfolgen und Frust verbunden. Dann können Suchtmittel dazu benutzt werden, um sich den negativen Auswirkungen der Realität zu entziehen. Das Risiko, abhängig zu werden, wird dabei oft unterschätzt bzw. ausgeblendet.
Überwinden Sie Ihre Scham und suchen Sie eine Elternselbsthilfe auf. Es wird sich für Sie, für Ihr Kind und für Ihre Familie lohnen!
Vor ein paar Jahren, war auch ich in einer verzweifelten Lage,
denn zwei meiner Kinder entwickelten sich anders, als ich mir das vorstellte. Durch die Suchtkrankheit standen plötzlich viele Fragen offen wie:
- Was habe ich bloß falsch gemacht, dass es so weit kommen musste?
- Bin ich schuld an der ganzen Misere?
- Was kann ich tun, um das ganze abzuwenden?
- Ich brauche Hilfe, wo bekomme ich diese?
- Kann ich meine Familie noch zusammenhalten?
- Wie kann ich mein Kind retten?
- Ich kann nicht mehr, was soll ich bloß tun?
- usw., usw..
So kam es, dass ich zum ersten Mal selbst eine Selbsthilfegruppe aufsuchte. Der nächste Elternkreis war damals für mich 65 km entfernt, was sich im nachhinein aber als wichtiger Schritt absolut richtig erwies. Natürlich war für mich der erste Gang an diesem Abend sehr unangenehm, kostete mich sehr viel Überwindung dorthin zu gehen und ich hatte mir vorgenommen, nur das nötigste zu reden.
Als der Abend dann begann, wurde mir unter anderem erklärt, dass alles was gesprochen wird hier im Raum bleibt und keinesfalls nach außen dringen darf. Nun stellte sich jeder der Gruppe selbst vor und berichtete kurz von seinem "Problemkind bzw. Problemkindern" zu Hause. Es waren Geschichten darunter, die mich sehr bewegten. Es waren Eltern dabei, die noch viel Schlimmeres als ich durchmachten und die konnten trotzdem „locker“ darüber reden und waren auch Zeitweise lustig und lachten. Ich war der Meinung, dass nur ich so ein schweres Los hatte. Als die Runde durch war, durfte ich mich vorstellen und meine Sorgen und Nöte loswerden. Ja, ich weiß, ich wollte nur das Nötigste reden. Aber ich fühlte gleich, hier bin ich richtig und es sprudelte nur so aus mir heraus. Nicht nur aus dem Mund denn ich konnte auch meine Tränen nicht mehr unterdrücken.
Sie glauben nicht, was für eine Erleichterung für mich es war, Mal alles richtig rauszulassen. Und das Beste daran war, dass mich alle verstehen konnten. Sie machten mir keine Vorwürfe. Im Gegenteil, sie trösteten mich und ich fühlte mich das erste Mal seit Jahren so richtig frei und verstanden. Und so kam es, dass ich die letzten Jahre fast regelmäßig diese Selbsthilfegruppe aufsuchte und auf Seminaren die ich durch die Gruppe besuchen durfte weitere betroffene Eltern, sogar auf Landes- und Bundesebene, kennenlernte, die sich zwischenzeitlich zur Kameradschaft entwickelten.
Bei einer Jubiläumsfeier der Selbsthilfegruppe „EL-dro-ST“ in Karlsruhe hörte ich bei der Rede der Elternkreisleiterin zum ersten Mal ein Zitat von Friedrich Nietzsche das nicht treffender sein könnte:
„Frei ist, wer in Ketten tanzen lernt“.
Dieses Zitat muss man mehrfach lesen, hören oder sich auf der Zunge zergehen lassen, bis man erkennt, was dahinter steckt.
„Frei ist, wer in Ketten tanzen lernt“
Für viele betroffene Eltern ist die Sucht Ihrer Kinder gleichzusetzen mit der Bleikugel mit Kette am Bein. Unser Leben dreht sich nur noch um diese Kette, die nicht zu lösen ist. Dadurch ist unser Bewegungsfreiraum sehr eingeschränkt, sehr schwer und wir fühlen uns tatsächlich als Gefangene. Gefangene in unserer eigenen Gefühlswelt.
Genau an diesem Punkt setzen Elternselbsthilfegruppen an. Wir lernen Schritt für Schritt aus eigenen Erfahrungen unsere Situation zu akzeptieren, anzunehmen und in die Hand zu nehmen, sowie neue Sichtweisen zu bekommen. Auch wir Eltern haben ein Recht auf unser Leben, auf unsere Bedürfnisse und unsere Freiheit.
Und so lernen wir gewissermaßen trotz dieser Kette am Bein zu leben, ja sogar zu tanzen. Wir können um diese Kugel herumgehen oder tanzen, über sie drüber hüpfen oder wir heben sie auf, nehmen sie in die Hand – auch wenn sie schwer zu tragen ist und bewegen uns fort.
Durch den Besuch der Selbsthilfegruppe wird unter anderem Schritt für Schritt eine neue Sichtweise geschaffen, so, dass die Last der Kette mit Bleikugel gar nicht mehr so schwer ist. Sie nimmt nicht mehr die Mitte unseres Lebens ein und wir können uns wieder nach anderen Dingen umsehen. Dingen, welche uns Freude bereiten und die uns gut tun, nach all dem, was uns zufrieden und frei macht. Es geht darum, unser eigenes Leben wieder zurückzugewinnen, unser eigenes Leben zu leben und mit Leben zu füllen.
Dadurch geben wir nebenbei unseren süchtigen Töchter und Söhne oder Angehörige nach und nach ihre Eigenverantwortung zurück. Wir trauen ihnen zu, ihr eigenes Leben zu meistern!
„Frei ist, wer in Ketten tanzen lernt“
In diesem Sinne lade ich Sie ein, nehmen Sie Ihre Kette in die Hand und lernen Sie tanzen.